Dr. phil. Christoph J. Schmidt-Lellek
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Ein heuristisches Modell zur Work-Life-Balance:
Vier Dimensionen des Tätigseins

(Erschienen in: Organisationsberatung, Supervision, Coaching 14 (1), 2006, S. 29-40; hier leicht gekürzt)

Im Coaching gewinnt die Frage nach einer Work-Life-Balance eine immer größere Bedeutung, da offenbar in heutigen Arbeitswelten eben diese Balance zunehmend prekär wird. Insbesondere bei höher qualifizierten Berufstätigen und bei Führungskräften nimmt die berufliche Arbeit häufig einen so großen Raum ein, dass andere Lebensbereiche und nicht-berufliche Aktivitäten weitgehend vernachlässigt werden oder ganz verkümmern ("Entgrenzung der Arbeit"). In diesem Beitrag will ich nach einleitenden Überlegungen zur postmodernen Arbeitswelt und zum Begriff "Work-Life-Balance" ein heuristisches Modell präsentieren, mit dem im Coaching das Thema einer Balance zwischen den verschiedenen Lebens- und Tätigkeitsbereichen konkretisiert und untersucht werden kann.

1. Postmoderne Arbeitswelt

In der Gestaltung seiner Arbeitszeit und in der Entwicklung seiner beruflichen Identität gewähren traditionelle berufliche Rollenmuster und Arbeitskonzepte einem Berufstätigen heute keine hinreichende Sicherheit mehr. Menschen sind in zunehmendem Maße genötigt, sich persönliche, individuelle Formen für die Gestaltung ihrer beruflichen Arbeit zu schaffen, die für sie passen. Dies bietet einerseits ein hohes Maß an individueller Freiheit; andererseits sehen sie sich aber auch dem Zwang ausgesetzt, aus den vielfältigen Möglichkeiten auszuwählen und sich immer wieder neu zu entscheiden.

Diese Entwicklungen unserer Arbeitswelten werden in der Fachliteratur unter dem Stichwort "Postmoderne" (vgl. z.B. Welsch 1991; Zima 2001) oder "zweite Moderne" (vgl. Beck 1986) verhandelt. Übergreifendes Thema ist dabei der Verlust bzw. der bewusste Abschied von allgemeinverbindlichen Wertorientierungen, wie sie in traditionalen Gesellschaften gegolten haben und die dem Einzelnen eine weitgehende Sicherheit für sein Denken und Handeln bieten konnten. Ein Symptom dieses Verlusts ist die schwindende Bindekraft von Kirchen, Gewerkschaften, Volksparteien, die sich u.a. in schwindenden Mitgliederzahlen ausdrückt. Auch viele gesellschaftliche Auseinandersetzungen kreisen um diese Veränderungen, wie z.B. religiöse oder politische fundamentalistische Bewegungen gegen den "Zerfall" von traditionellen Werten oder auch das Festhalten von Gewerkschaften an Flächentarifen gegen die Individualisierung von Arbeitsverträgen.

Insbesondere bei den Personen, an die sich das Beratungsformat Coaching richtet, nämlich Führungskräfte und Freiberufler, die ja in der Regel ohnehin nicht durch herkömmliche Tarifsysteme gebunden sind, wird der Verlust von traditionellen Formen, die berufliche Arbeit zu gestalten, spürbar und hat häufig beträchtliche Auswirkungen auf die eigene Gesundheit, auf das Privatleben in Beziehungen und Familien und auf die weiteren sozialen Vernetzungen. Generell scheint für diesen Personenkreis die Bedeutung von beruflicher Arbeit gegenüber anderen Lebensbereichen dermaßen vorzuherrschen, dass die Frage einer "Work-Life-Balance" zu einem zentralen Thema im Coaching geworden ist. Hier zeigt sich in besonderem Maße die Notwendigkeit, seine Arbeitsabläufe individuell zu gestalten; denn eine unkritische Anpassung an (von Firmen, Konzernen usw.) vorgegebene Arbeitserwartungen erscheint vielfach geradezu als eine Form von Selbstausbeutung, mit auf die Dauer selbstschädigenden Folgen.

Beispiel dafür sind heute etwa manche Rechtsanwälte, die in international agierenden Anwaltskanzleien tätig sind. Da ihr Karriereziel, das von der Firma vorgegeben ist, darin besteht, "Partner" und damit Anteilseigner der Firma zu werden, sind sie häufig Jahrelang nahezu ausschließlich für die Firma tätig, sodass für Familienleben und für andere Lebensinteressen so gut wie keine Zeit übrig bleibt - selbst einen Coachingtermin wahrzunehmen, erscheint dann fast unmöglich. Da der Inhalt der Arbeit aber in der Regel durchaus den eigenen Neigungen entspricht, wird eine Veränderung erst dann angestrebt, wenn die Person durch eine innere oder äußere Krise dazu gezwungen wird, wie z.B. Erschöpfung, Krankheit, Depression, die Androhung der Ehefrau, sich scheiden zu lassen und dergleichen.

Coaching als berufsbezogene Beratung hat zwar in erster Linie die Arbeitswelt und ihre Bedingungen im Blick, sodass hier Effektivität, beruflicher Erfolg, Lösung von Konflikten in der Arbeitswelt im Vordergrund stehen. Andererseits ist Coaching immer auch personenbezogen, d.h. die zu beratende Person soll als ganze in den Blick kommen und nicht nur in ihren jeweiligen Funktionen. Denn beruflicher "Erfolg" oder die "Effektivität" beruflichen Handelns werden von vielen Faktoren mitbedingt, die außerhalb der Arbeitswelt liegen. Ein glücklicher, ausgeglichener Mensch, der aus einem gelingenden Gleichgewicht seines Gesamtlebens heraus seine Arbeit tut, ist in vieler Hinsicht stärker belastbar, kreativer, effektiver in der Ausführung seiner beruflichen Aufgaben als ein Mensch, dem diese Balance fehlt oder nicht gelingt. Aus diesem Grunde ist das Thema einer "Work-Life-Balance" ein bedeutsamer Bestandteil einer berufsbezogenen Beratung wie Coaching. Und es ist erstrebenswert, dass Menschen im Hinblick auf ihre berufliche Karriere möglichst frühzeitig und nicht erst in Krisen sich mit diesen Fragen auseinander setzen.

2. Zum Begriff "Work-Life-Balance"

Der Begriff ist insofern problematisch, als er einen Gegensatz zwischen Arbeit und Leben impliziert, zwischen denen eine Balance herzustellen sei. Damit kann nicht in den Blick kommen, dass Arbeit selbst Leben ist und dass ein Großteil der Lebenszeit in Arbeitsprozesse gebunden ist. Auch die Unterscheidung zwischen Arbeit und Freizeit wird der Lebenssituation nicht völlig gerecht. Denn auch in der von beruflicher Arbeit freien Zeit ist Arbeit zu leisten, sei es als Hausarbeit, Erziehungsarbeit, private Fortbildung usw., also Tätigkeiten, die keineswegs nur dem persönlichen Vergnügen oder der Erholung dienen. Andererseits geschehen auch in der beruflichen Arbeitszeit Dinge, die für die Persönlichkeit des Berufstätigen über die zu erbringende Arbeitsleistung mit den materiellen Belohnungen hinaus bedeutsam sind. Stichworte dazu sind:

- Arbeit als Selbstentwicklung und Selbstverwirklichung,
- Arbeit als Sinnstiftung,
- Arbeit als Stabilisierung des Selbstwertgefühls,
- Arbeit als Stabilisierung von gesellschaftlichen Rollen,
- Arbeitswelt als Teil des sozialen Netzes,
- Arbeit als Strukturierung von Lebenszeit.

Es wäre jedenfalls ein Reduktionismus, wenn Arbeit nur als notwendiges Übel bewird, um die ökonomischen Bedingungen seiner Existenz zu sichern. Allerdings scheinen viele Menschen ihre berufliche Arbeit vorrangig oder ausschließlich unter diesem Aspekt zu sehen, zumal in weniger qualifizierten Tätigkeitsfeldern. Aber auch dann wird in der Regel übersehen, dass die berufliche Arbeit z.B. das Selbstwertgefühl und die gesellschaftliche Anerkennung (mehr oder weniger) sicherstellt - was zuweilen erst im Falle von Arbeitslosigkeit ins Bewusstsein dringt. Aber auch Berichte über ein existenzielles Scheitern (Depression, Alkoholismus usw.) von Personen, die durch eine Erbschaft oder durch einen Lottogewinn zu plötzlichem Reichtum gelangt sind und dann meinen, auf Lohnarbeit verzichten zu können, zeigen die andere Seite der Bedeutung von beruflicher Arbeit.

Das Begriffspaar "Arbeit" und "Leben" ist also ungenau, wenn man bedenkt, dass "Leben" ein übergeordneter Begriff ist, dass die beiden Begriffe also nicht auf der gleichen Stufe stehen: Arbeit ist ein Teil des Lebens und ein bedeutsamer Lebensinhalt. Mit dem Begriff "Work-Life-Balance" ist vielmehr die Frage zu stellen, welchen Stellenwert berufliche Arbeit im Lebensganzen hat, wie weit eine Balance zwischen den verschiedenen Lebensbereichen besteht und wie diese im Einzelfall aussehen kann (Buer & Schmidt-Lellek 2008). Die Frage der Balance lässt sich genauer unter folgenden Gesichtspunkten betrachten, wie es in der Fachliteratur üblicherweise getan wird (vgl. z.B. Schreyögg 2005):

- Balance zwischen Arbeit und Freizeit,
- Balance zwischen beruflicher Arbeit im öffentlichen Raum und Privatheit,
- Balance zwischen Arbeitsleben und Familienleben.

Wenn man den Schwerpunkt auf den Aspekt der Balance legt, sind im Rahmen des Coachings allerdings zahlreiche weitere Dimensionen von Belang, die im Einzelnen zu untersuchen sind:

- Balance zwischen Fremdbestimmung und Selbstbestimmung,
- Balance zwischen Verkauf seiner Arbeitskraft und Selbstverwirklichung,
- Balance zwischen dem Befolgen von fremden Interessen (des Arbeitgebers, der Organisation usw.) und dem Verfolgen eigener Interessen (inhaltlicher Art, Karriere usw.),
- Balance zwischen Geben und Nehmen,
- Balance zwischen Anspannung und Entspannung,
- Balance zwischen Leid und Lust,
- Balance zwischen existenzieller Sicherung und Bedrohung durch die Institution (vgl. Schreyögg 1991),
- Balance zwischen aufgezwungenen Rollen und selbst gewählten Rollen,
- Balance zwischen Rollenidentifikation und Rollendistanz.

Man kann die genannten Gegensatzpaare als spannungsreiche Polaritäten begreifen (Schmidt-Lellek 2006, Kap. 12), zwischen denen sich Leben und berufliche Arbeit bewegen und zwischen denen jeweils eine situationsangemessene Balance zu finden bzw. zu schaffen ist (vgl. Lauterbach 2005: 41ff.). Diese Balance erscheint jedoch in der Praxis vielfach bedroht, und sicher ist das Erleben einer fehlenden Balance ein häufiger Anlass, sich an einen Coach zu wenden.

Balance ist allerdings kein statischer Zustand, sondern ein andauernder Prozess: Sie muss immer wieder neu gefunden und an sich verändernde Situationen angepasst werden. So stellt eine neue Aufgabe eine "Herausforderung" an die Person dar, welche sie aus einem gewohnten Gleichgewicht bringen kann oder sogar soll. Diese anzunehmen, stellt die eine Seite des Geschehens dar, und ohne solche Herausforderungen gibt es keine Fortentwicklungen, sei es einer Person, sei es einer Organisation. Kurz, ein neu zu findendes Gleichgewicht ist das Ergebnis der Auseinandersetzung mit einem Ungleichgewicht. Ein ernsthafteres Problem, wie z.B. durch gesundheitliche, psychische oder soziale Folgen einer fehlenden Balance, entsteht dann, wenn dieser Prozess auf irgendeine Weise blockiert ist. Das Gleichgewicht lässt sich vielleicht erst dann bewusst wahrnehmen und thematisieren, wenn es nicht vorhanden ist oder wenn es nicht gelingt.

3. Vier Dimensionen des Tätigseins

Eine weitere Präzisierung für die Frage der Work-Life-Balance ergibt sich, wenn man mit dem Frankfurter Philosophen Martin Seel (1999: 139ff.) die "vier idealtypisch unterschiedenen Dimensionen gelingender menschlicher Praxis" betrachtet, von denen Arbeit nur eine darstellt:

(1) Arbeit: zielgerichtetes Handeln zum Erreichen äußerer Zwecke; die Behandlung eines Objekts durch ein Subjekt.
(2) Interaktion: Umgang mit einem menschlichen Gegenüber; die Begegnung unter Subjekten.
(3) Spiel: Arbeit ohne externen Zweck, ein primär vollzugsorientiertes Handeln, das seinen Zweck in sich selbst trägt.
(4) Betrachtung, Kontemplation: Interaktion ohne ein personales Gegenüber, auch dies ist primär oder ausschließlich vollzugsorientiertes Handeln.


Der Autor untersucht die allgemeinen Bedingungen gelingenden Lebens, welches wiederum eine Bedingung für Glück darstellt. Seel zufolge bedeutet gutes bzw. gelingendes Leben, eine Balance zwischen diesen vier Dimensionen zu finden oder immer wieder neu zu schaffen. Dies ist ein zentraler Aspekt, den wir im Life-Coaching besonders hervorheben (Buer & Schmidt-Lellek 2008). Die Gewichtung der einzelnen Dimensionen kann in unterschiedlichen Kulturen und in individuellen Biographien sehr unterschiedlich sein; aber gelingendes Leben setzt voraus, dass diese vier Dimensionen zur Verfügung stehen und in irgendeiner Weise ihren Platz im Alltag eines Menschen haben.

Insofern Coaching über die arbeitsbezogenen Fragestellungen hinausgehend auch den Blick auf das Lebensganze eines Klienten werfen soll, scheint mir dies ein interessantes und praxisrelevantes Modell zu sein. Es eröffnet etwas andere Perspektiven als das Modell der "Fünf Säulen der Identität", das Schreyögg (2005) für die Thematik der Work-Life-Balance im Coaching herangezogen hat; es handelt sich dabei um die Bereiche: (1) Leiblichkeit, (2) soziales Netz, (3) Arbeit und Leistung, (4) materielle Sicherheit, (5) Werte. Während dieses Modell die Aufmerksamkeit auf die Ressourcen lenkt, die einem Menschen insbesondere in Krisensituationen als Rückhalt zur Verfügung stehen, so richtet sich der Fokus mit dem Modell der "Vier Tätigkeitsdimensionen" auf die aktive Lebensgestaltung. Als Diagnoseinstrumente können jedoch beide Modelle dazu dienen, defizitäre, übersehene oder zu wenig entwickelte Bereiche des Lebens sich bewusst zu machen, mit dem Ziel, sie in der Lebenspraxis stärker zu aktivieren. Im Folgenden seien diese Dimensionen kurz erläutert, wie sie Seel (1999: 140ff.) beschrieben hat.

3.1 Arbeit

Arbeit ist zielgerichtetes Handeln, das sich um eine Veränderung der ihr vorgegebenen Wirklichkeit bemüht. Zum Sinn des Arbeitens gehört, die jeweilige Arbeit hinter sich zu bringen, es ist ein "gegenständliches Vollbringen" (S. 142). Dazu gehört weiterhin das Gewinnen eines Könnens, sodass einmal erworbene Fähigkeiten teilweise nicht mehr als Arbeit erlebt werden, wenn z.B. das Kind lernt, eine Schleife zu binden, oder der Sportler die richtigen Bewegungsabläufe trainiert. Auch wenn Arbeit als Mühe und Belastung erlebt wird, so ist sie doch ein konstitutiver Bestandteil gelingenden Lebens; denn "wir eignen uns die Welt im arbeitenden Umgang an" (S. 147).

Gelingende Arbeit bedeutet, dass "ein gewünschter Zweck auf Wegen erreicht wird, die der Arbeitende zum Erreichen dieses Zwecks auch gehen will" (ebd.). Notwendig ist also ein hinreichendes Maß an Autonomie, in welcher der Arbeitende "aus eigener Überlegung und aus eigenem Antrieb" (ebd.) seine Leistungen erbringen kann. So gesehen kann Zwangsarbeit zwar instrumentell erfolgreich sein, aber sie kann nicht als gelingende Arbeit gelten.

Im Hinblick auf die oben angedeuteten Entwicklungen in unserer Arbeitsgesellschaft spricht Seel von einer "meist zugleich individuellen und sozialen Pathologie des Arbeitens. Sie liegt darin, nichts anderes - nichts anderes von Wert - zu kennen als Arbeit. Damit aber hebt sich der Wert des Arbeitens für den Vollzug eines gelingenden Lebens auf. Denn einer ausschließlich auf instrumentelles Gelingen orientierten Lebenspraxis ist jede Situation eines ohne weiteres guten Daseins und Lebens verschlossen" (Seel 1999: 149). Darüber hinaus entsteht das Problem, dass mit dem Erreichen eines Arbeitsziels es kein sinnvolles Tun und Dasein mehr gibt: "Der Augenblick des instrumentellen Gelingens wird zum Augenblick des existenziellen Misslingens" (ebd.). Am extremsten kann sich dies darin zeigen, dass ein Berufstätiger kurz nach seiner Berentung ernsthaft erkrankt oder sogar stirbt.

Daraus folgt die Notwendigkeit, sich auch die anderen Lebens- und Tätigkeitsdimensionen zugänglich zu machen, damit die Arbeit im Lebensganzen gelingen kann; denn "zum Gelingen von Arbeit gehört mehr als das Gelingen von Arbeit" (S. 150).

3.2 Interaktion

Die zweite grundlegende Antwort auf die Wirklichkeiten der menschlichen Welt ist die Interaktion mit Anderen. Dabei geht es um den "Zugang zu einer Wirklichkeit, die nicht lediglich zu Zwecken der Aneignung da ist" (ebd.). Während wir uns in den Vollzügen der Arbeit an der Wirklichkeit eines Gegenstandes abarbeiten, lassen wir uns hier auf die Wirklichkeit eines Gegenübers ein. Dabei ist im Anschluss an Habermas (1981) eine weitere Unterscheidung zwischen strategischer und dialogischer Interaktion zu treffen: Wenn ein strategisches Einwirken auf Andere überwiegt, kann es sich um eine Form der Arbeit handelt, indem der Andere zum Objekt meines Vollbringens wird. Dialogische Interaktionen dagegen sind "Handlungen, in denen wir in Antwort auf die Antworten anderer handeln, und zwar um eines selbstzweckhaften Austauschs" willen (Seel 1999: 151). Bedingung dafür ist eine wechselseitige Offenheit für die Antworten des jeweils Anderen, indem der Andere nicht lediglich für eigene Zwecke instrumentalisiert wird. Dennoch können strategische und dialogische Interaktion zusammen bestehen, so wie auch Arbeit und Interaktion koexistieren können, wie z.B. im Schulunterricht, in professioneller Beratung, im Leiten einer Diskussion usw. Hier wäre im Einzelnen jedoch zu fragen, "welches Maß an strategischem Handeln mit dialogischem Verhalten verträglich ist" (S. 153), ohne dass also die Offenheit für den Anderen verloren geht - eine Frage, die insbesondere für professionelle Beratung (wie z.B. Coaching) eine hohe Relevanz hat.

Dialogische Interaktion hat eine zentrale Bedeutung für ein gelingendes Leben. Dem entsprechend wurde z.B. bei Platon und Aristoteles Freundschaft als ein zentrales Kriterium für gelingendes Leben angesehen, oder in neuerer Terminologie die Erfahrung von wechselseitiger Anerkennung als Bedingung für gelingende personale Identität. Eben diese Erfahrung scheint heute vielen Menschen mehr und mehr zu fehlen, indem für sie die Erfahrung einer wechselseitigen Instrumentalisierung dominiert. Darin kann aber keine wirkliche Offenheit für den Anderen entstehen. Wer andere Menschen vorrangig für eigene Zwecke instrumentalisiert, wirkt nicht nur auf diese verletzend, sondern beschädigt auch sich selbst, denn er verliert die "Möglichkeit, sich selbst anderen gegenüber als lebendiges Gegenüber zu erfahren" (S. 158). Außerdem ginge mit einer fehlenden Auseinandersetzung mit Fremdheit auch die Möglichkeit der eigenen Entwicklung verloren, da wir ja lebenslang angewiesen sind auf neue Erfahrungen, um nicht zu erstarren oder psychisch zu verarmen.

Andererseits ist auch eine gelingende dialogische Interaktion "seitens ihrer Teilnehmer auf Erfahrungen angewiesen, die nicht dem Kreis der Interagierenden und nicht allein Kontexten der Interaktion entstammen" (ebd.), da auch auf diese Weise eine Verarmung oder Verödung der Interaktionen drohen würde. Kurz: "Zu gelingender Interaktion gehört mehr als das Gelingen von Interaktionen" (ebd.).

3.3 Spiel

Im Unterschied zu den bisher dargestellten Dimensionen Arbeit und Interaktion, die als primär zielorientiertes Handeln zu verstehen sind, handelt es sich bei den Dimensionen Spiel und Kontemplation primär um vollzugsorientiertes Handeln. Das bedeutet, diese Tätigkeiten tragen ihren Zweck in sich selbst, der Zweck liegt nicht in äußeren Zielen, und das Handeln wird nicht durch äußere Ziele motiviert. Auf diese Weise kann darin die Gegenwärtigkeit des eigenen Lebens stärker erfahrbar werden. Dies kann zwar auch in den anderen Dimensionen geschehen: So spricht z.B. Csikszentmihalyi (1996: 175) von dem "flow-Erlebnis" als einer besonderen Qualität von Arbeitsvollzügen, wenn jemand völlig in seinem Tun aufgeht - ebenso wie beim Schachspielen oder beim Tanzen. Dennoch ist der spielerische Zugang zur Wirklichkeit als eigene Dimension zu begreifen, die allerdings die anderen Dimensionen bereichern kann und soll.

Spiel ist Ausdruck der Freiheit des Menschen und gehört als weitere grundlegende Verhaltensweise zum Wesen des Menschen: "Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt" (Schiller, Briefe über ästhetische Erziehung). Spielerische Aktivitäten können ganz unterschiedliche Tätigkeitsformen umfassen: Kinder- und Erwachsenenspiele, Einzel-, Mannschafts- und Gesellschaftsspiele, Bewegungs- und Phantasiespiele, Kampf-, Glücks- und Liebesspiele, Tanzen, Wandern, Bergsteigen, Theater- und Musikspiel sowie die meisten Formen des Sports - und neuerdings auch die Computerspiele.

Wenn man Kindern beim Spielen zuschaut, so fällt einem die vollständige Hingabe an das Geschehen im Augenblick auf. Zugleich wird darin aber auch Welt erfahren und angeeignet (also wie oben als ein Aspekt von Arbeit beschrieben), wie z.B. in der spielerischen Beschäftigung mit Gegenständen oder in Rollenspielen usw., aber dies geschieht sozusagen nebenbei, als eine nicht bewusst intendierte Wirkung des Spiels. Der spielerische Zugang zur Wirklichkeit ist zwar als zweckfreies Tun zu begreifen, aber er ist andererseits - so die zentrale These von Huizinga (1956) - eine der Bedingungen der höheren Kulturentwicklung: Gerade das nicht an Ziele und Zwecke gebundene Handeln bietet den offenen Raum für freie Bewegungen der Phantasie und der Kreativität, aus der überraschende, ungeplante Entdeckungen gemacht werden können.

Spielerische Aktivitäten sind durch die Unberechenbarkeit des Geschehens und des Spielpartners geprägt; es ist eine offene, nicht planbare Situation mit einem Wechsel von Spannung und Lösung, die weder von Langeweile noch von Angst und Sorge um die Zukunft geprägt ist. Es entsteht aus dem Bedürfnis nach Bewegtsein, im wörtlichen oder im metaphorischen Sinne: "Wir bewegen uns oder wir sind emotional bewegt oder lassen uns emotional bewegen. Der Sinn des Spielens ist leibliche oder seelische Agitation. Dabei wird stets um Gegenwart gespielt" (Seel 1999: 160). Durch das Spielen kann zudem die "Offenheit für erfüllte Augenblicke erworben, geübt und praktiziert werden" (S. 163). So ist das Spielenkönnen ein konstitutives Element gelingenden Lebens; denn "das Geschenk des Augenblicks annehmen" zu können, ist nicht nur ein Kriterium des Spielenkönnens, sondern auch der "existenziellen Aufgeschlossenheit generell" (ebd.).

Die Gefährdungen des Spielens liegen zum einen in einer Instrumentalisierung durch externe Zwecke, sodass die Erfahrung des erfüllten Augenblicks behindert wird und die Gegenwärtigkeit des Spielens verloren geht. Dies kann z.B. durch eine Überbetonung pädagogischer Intentionen passieren, oder wenn Kunstwerke hauptsächlich politischen oder moralischen Botschaften dienen sollen ("so fühlt man Absicht, und man ist verstimmt", Goethe, Torquato Tasso II, 1). Zum anderen ist das Spielen dann bedroht, wenn es absolut gesetzt wird und wenn der erfüllte Augenblick auf Dauer gestellt werden soll ("Verweile doch, du bist so schön", Goethe, Faust I, V. 1700). So kann eine Spielleidenschaft zur Spielsucht degenerieren, in welcher die Dynamiken des Spiels mit den sozialen Verbindlichkeiten nicht mehr kompatibel sind, in welcher also keine Balance zwischen den verschiedenen Tätigkeitsdimensionen mehr existiert. So lässt sich auch hier abschließend festhalten: "Zum gelingenden Spielen gehört mehr als nur gelingendes Spiel" (S. 165).

3.4 Betrachtung, Kontemplation

Betrachtung ist im Verständnis von Seel (1999: 165ff.) "ein selbstzweckhaftes denkendes und anschauendes Verweilen bei den Gegenständen dieser Betrachtung." Es handelt sich um eine Interaktion ohne ein personales Gegenüber, ohne eine dialogische Begegnung. Der Begriff "Betrachtung" entspricht dem griechischen theoria sowie dem lateinischen contemplatio oder speculatio. Bei Aristoteles ist "theoria" ein rein selbstzweckhaftes, vollzugsorientiertes Handeln, das jedem bewirkenden Vollbringen entgegensteht und keine Resultate anstrebt, - unabhängig davon, dass daraus durchaus wertvolle Erkenntnisse oder veränderte Haltungen folgen können.

Auch wenn der Begriff "Betrachtung" (ebenso wie die obigen griechischen und lateinischen Äquivalente) den visuellen Sinn betrifft, sind damit auch die anderen Sinne eingeschlossen, wie etwa das Hören von Musik, das Tasten eines Stoffes oder das Schmecken und Riechen, weiterhin auch nicht-sinnliche Reflexionen wie etwa zur Natur der Zahlen oder zu philosophischen Zusammenhängen usw. Kurz, es geht um "ein Anschauen oder Vernehmen oder Bedenken von etwas", um ein Verweilen in der Begegnung mit einem Gegenstand um dieser Begegnung willen (S. 166). In der Betrachtung treten wir in eine radikale Distanz zu den Belangen und Sorgen des Alltags. In diesem Abstand von allem pragmatischen Tun kann ein tiefes Sich-Versenken in einen Gegenstand geschehen, etwa beim Betrachten eines Bildes oder beim Hören einer Musik, in welchem ebenfalls (wie im Spiel) ein Erleben von erfüllter Gegenwart möglich ist.

Auch die Fähigkeit zum kontemplativen Verweilen ist ein konstitutives Element gelingenden Lebens, und sei es nur in kleinen Alltagssituationen, wenn wir aus dem Fenster schauen oder einem Gedanken nachhängen. Im kontemplativen Verweilen kann man "aus der Zeit des Strebens nach vorgefassten Zielen heraustreten," man kultiviert damit "eine Distanz gegenüber sich und der Welt, die einen mit sich selbst und der Welt freier umgehen lässt" (S. 169).

Eine Gefährdung dieser Lebensdimension ist dann gegeben, wenn sie als übergreifendes Lebensideal genommen wird. Denn damit würde sich der Wechsel von Nähe und Distanz zur Welt auflösen, und wie bei einem Spielsüchtigen könnte der Zugang zu den anderen Tätigkeitsdimensionen verloren gehen. Man muss also die Kontemplation jederzeit abbrechen können. "Sie bietet einen erfüllenden Abstand nur, solange dieser Abstand nicht zur Flucht vor der Beteiligung am vollbringenden und dialogischen Handeln gerät" (S. 170). So gilt also auch für diese Tätigkeitsdimension: "Zu gelingender Betrachtung gehört mehr als gelingende Betrachtung" (ebd.).

Ein Fazit: Mit dieser Darstellung der vier Tätigkeitsdimensionen wird deutlich, dass sie aufeinander bezogen sind und sein müssen, um eine gelingende Lebensbalance zu finden und zu erhalten. Diese Balance ist gefährdet, wenn einerseits eine oder mehrere Dimensionen fehlen oder unterentwickelt sind, und wenn andererseits eine einzelne Dimension allzu sehr dominiert oder absolut gesetzt wird (wie z.B. beim Spielsüchtigen oder beim "Workaholic"), sodass der Wechsel zu anderen Tätigkeitsdimensionen erschwert oder verunmöglicht wird.

4. Heuristische Fragen zu den "Dimensionen des Tätigseins"

Im Folgenden präsentiere ich eine Liste von Fragen, mit deren Hilfe man sich einen Überblick verschaffen kann, welchen Stellenwert die Tätigkeitsdimensionen im eigenen Lebensalltag einnehmen. Auf diese Weise lässt sich die Frage einer individuell stimmigen bzw. erstrebenswerten Balance zwischen diesen Dimensionen bzw. die Frage einer Work-Life-Balance präzisieren, und zwar im Hinblick auf das übergreifende Ziel eines gelingenden Lebens. Eine gelingende Balance soll jedoch nicht darin zu suchen sein, dass die vier Dimensionen völlig gleichgewichtet wären. Ihre Gewichtung kann sehr unterschiedlich ausfallen; sie wird sich an den persönlichen Lebensvorstellungen und Entscheidungen sowie an den jeweiligen situativen und altersmäßigen Kontextbedingungen orientieren. Aber alle Dimensionen sollten in irgendeiner Weise zugänglich sein und einen individuell passenden Raum im Lebensganzen einnehmen können.

Darüber hinaus ist zu bedenken, dass die Tätigkeitsdimensionen sich gegenseitig beeinflussen können und nicht völlig voneinander abzugrenzen sind. So sind in Arbeitsbeziehungen auch dialogische (im Unterschied zu strategischen) Interaktionen möglich, wie z.B. in einem vertrauensvollen Mitarbeitergespräch oder in einem offenen kollegialen Austausch über ein gemeinsames Arbeitsprojekt. Des Weiteren können während der Arbeit Augenblicke von "erfüllter Gegenwart" erlebt werden, die sonst den Dimensionen des nicht zweckgebundenen Spiels oder der Betrachtung zugeordnet werden: Ein ganz gegenwartsorientiertes Aufgehen in seinem Tun ("flow-Erlebnis") kann dabei eine besondere Qualität eines Arbeitsprozesses und auch eines Arbeitsergebnisses bewirken. Oder der spielerische Umgang mit einem Gegenstand kann einen Forscher, Ingenieur oder Projektleiter in seiner Arbeit zu überraschenden Erkenntnissen und kreativen Schlussfolgerungen führen. So gesehen kann in jeder Situation eine Balance zwischen den verschiedenen Tätigkeitsdimensionen - und sei es nur momenthaft - aufscheinen.

Die folgenden Fragen sollen als Anregung dienen, vielleicht werden sich daraus weitere Fragen ergeben. Insgesamt können Sie überprüfen, ob Sie Ihre gewohnte Gewichtung vielleicht verändern sollten, wenn Sie etwa feststellen, dass eine Tätigkeitsdimension überbewertet oder eine andere unterentwickelt ist oder ganz fehlt oder im Laufe des Lebens verloren gegangen ist. Das Modell der vier Tätigkeitsdimensionen stellt sozusagen eine Messlatte dar, an der man sich zur Gestaltung seiner Lebenspraxis orientieren kann. Es kann dazu dienen, einen inneren Abstand von den gewöhnlichen  Betrachtungsweisen zu erlangen, die einem als selbstverständlich gelten, und aus diesem Abstand heraus zu anderen Wahrnehmungen und Bewertungen des Lebensalltags zu gelangen, - und vor allem den häufig einseitig auf die Arbeitwelt fokussierten Blick auf das Lebensganze hin auszuweiten.

(1) Arbeit:
- Wie weit passt meine berufliche Arbeit zu meinen Interessen, Neigungen und Fähigkeiten?
- Wie weit fühle ich mich mit meiner Berufsrolle identisch?
- Wie weit erlebe ich meine Arbeit als sinnvoll?
- Wie weit erlebe ich meine berufliche Arbeit als mühselig, langweilig, belastend, quälend, entfremdend, oder als lustvoll, interessant, befriedigend?
- Welche Anerkennung erhalte ich durch meine berufliche Arbeit (z.B. durch Kollegen, Vorgesetzte, Kunden, Geschäftspartner, Freunde)?
- Wie weit bin ich in meiner Arbeit selbstbestimmt?
- Wie weit erlebe ich meine berufliche Arbeit als erfolgreich (im Sinne eines Erreichens von inhaltlichen Zielen)?
- Wie erlebe ich andere Arbeitsbereiche (Hausarbeit, Erziehungsarbeit, Fortbildung)?
- Welche ehrenamtlichen Aktivitäten verfolge ich, und welchen Stellenwert haben diese in meinem Leben?
- Wie groß ist die Gefahr, dass meine berufliche Arbeit alle anderen Dimensionen dominiert, sodass diese kaum mehr gelebt werden können?
- Wie weit gelingt es mir, mich von der Arbeitswelt zu lösen und mich für die anderen Lebensdimensionen zu öffnen?
- Wie weit sind die anderen (z.B. spielerische oder dialogische) Tätigkeitsdimensionen auch in meinen Arbeitsvollzügen erfahrbar?

(2) Interaktion:
- Welche Freunde habe ich, und welche Bedeutung haben sie für mich?
- Wie stabil und dauerhaft sind meine Beziehungen zu anderen (Familienangehörigen, Verwandten, Freunden, Berufskollegen)?
- Welche Aktivitäten unternehme ich, um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen?
- Wie weit kann ich mich anderen gegenüber öffnen und auf die Offenheit anderer antworten?
- Wie weit kann ich das Anderssein oder die Fremdheit anderer erkennen und anerkennen?
- Wie weit kann ich Gespräche, Diskussionen, Auseinandersetzungen mit anderen genießen und als Bereicherung erleben?
- In welchem Verhältnis stehen dialogische (selbstzweckhafte) und instrumentelle (zweckgebundene) Interaktionen mit anderen?
- Wie steht es mit der Möglichkeit des Alleinseins und des Rückzugs aus zwischenmenschlichen Kontakten?
- Wie weit sind die anderen Tätigkeitsdimensionen auch in meinen Interaktionen erfahrbar?

(3) Spiel:
- Welche Freiräume gibt es in meinem Alltag für spielerische Aktivitäten ("Qualitätszeit")?
- Welche Formen des Spielens haben für mich Vorrang (allein, Gesellschaftsspiele, Bewegungs- oder Kampfspiele, Computerspiele, ritualisierte oder spontane Spiele usw.)?
- Welche sportlichen Aktivitäten betreibe ich?
- Welche Bedeutung haben für mich künstlerische Aktivitäten, sei es aktiv oder rezeptiv (Theater, Kunst, Musik)?
- In welchen Formen habe ich in früheren Zeiten am ehesten einen erfüllten Augenblick erlebt, und wie ist es heute damit bestellt?
- Wie gelingt es mir, mich aus spielerischen Aktivitäten herauszulösen und mich wieder anderen Tätigkeitsdimensionen zu widmen?
- Wie weit können spielerische Zugänge zur Wirklichkeit und erfüllte Augenblicke auch in den anderen Tätigkeitsdimensionen erfahrbar werden und auf sie einwirken?

(4) Betrachtung, Kontemplation:
- Welche Freiräume gibt es in meinem Alltag für Muße und Kontemplation?
- Welche Formen der Betrachtung oder Versenkung sind mir zugänglich oder haben für mich Vorrang (Betrachtung der Natur, von Kunstwerken, Hören von Musik, religiöse Betrachtung, wissenschaftliche oder philosophische Überlegungen usw.)?
- In welchen Formen habe ich in früheren Zeiten kontemplative Erfahrungen machen können, und wie ist es heute damit bestellt?
- Wie intensiv oder flüchtig sind meine kontemplativen Erfahrungen?
- Wie gelingt es mir, aus einer kontemplativen Versenkung zurückzufinden zu den vollbringenden und interaktiven Aufgaben des Alltags?
- Wie weit können kontemplative Zugänge auch in den anderen Tätigkeitsdimensionen erfahrbar werden und auf sie einwirken?

In der Regel ist es sinnvoll, die Antworten auf diese Fragen im Gespräch mit einem neutralen Gegenüber (wie z.B. einem Coach) zu reflektieren. Auf diese Weise können vielleicht verborgene Muster in Ihrer Lebensgestaltung klarer erkennbar werden. Es kann deutlich werden, dass es einen Veränderungsbedarf darin im Hinblick auf eine bessere Work-Life-Balance gibt; oder Sie können Bereiche Ihres Lebensalltags, die Sie wie selbstverständlich praktizieren, in ihrer Bedeutung aber bisher nicht besonders beachtet haben, anders bewerten und dadurch bewusster in Ihr Lebenskonzept integrieren. Ein gelingendes Leben ist dabei die übergreifende Zielorientierung.

Literatur

Beck, U. (1986): Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Buer, F., Schmidt-Lellek, C. (2008): Life-Coaching. Über Sinn, Glück und Verantwortung bei der Arbeit. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.

Csikszentmihalyi, M. (1996): Das flow-Erlebnis. Jenseits von Angst und Langeweile: im Tun aufgehen (6. Aufl.). Stuttgart: Klett-Cotta.

Habermas, J. (1981): Theorie des kommunikativen Handelns. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Huizinga, J. (1956): Homo ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel. Reinbek: Rowohlt Enzyklopädie (Orig. Arnheim 1939).

Lauterbach, M. (2005): Gesundheitscoaching. Strategien und Methoden für Fitness und Lebensbalance im Beruf. Heidelberg: Carl-Auer.

Schmidt-Lellek, C.J. (2006): Ressourcen der helfenden Beziehung. Modelle dialogischer Praxis und ihre Deformationen. Bergisch Gladbach: EHP.

Schreyögg, A. (1991): Supervision. Ein integratives Modell. Lehrbuch zu Theorie und Praxis (6. Aufl. 2004). Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften.

Schreyögg, A. (2005): Coaching und Work-Life-Balance. OSC 12 (4), 309-319.

Seel, M. (1999): Versuch über die Form des Glücks. Studien zur Ethik. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

Welsch, W. (1991): Unsere postmoderne Moderne (3. durchges. Aufl.). Weinheim: VCH, Acta humaniora.

Zima, P.V. (2001): Moderne / Postmoderne. Gesellschaft, Philosophie, Literatur (2. überarb. Aufl.). Tübingen, Basel: A. Francke.